Der Valser Gemeindepräsident verweigert ein Interview, Februar 2015

Der Valser Gemeindepräsident verweigert ein Interview
von Ursula Berni und Jean-Pierre Wolf, Februar 2015

Als Abschluss unserer Interviewserie ‚gefragt – gesagt‘ mit verschiedenen Gemeindepräsidenten war ein Interview in Vals vorgesehen. Am 11. Dezember 2014 richteten wir eine entsprechende Anfrage an den Valser Gemeindepräsidenten Stefan Schmid. [1]

Am 23. Dezember 2014 teilte der Gemeindepräsident Ursula Berni mündlich mit, er gebe Forum Vals kein Interview.

Der Grund dafür: Forum Vals veröffentliche regelmässige Kommentare zur Gemeindeversammlung, geschrieben von Herrn Wolf, welche diffamierend seien. So werde zum Beispiel im Kommentar zur Versammlung vom 30. Mai 2014 der Förster, der über invasive Neophyten referierte, lächerlich gemacht. Es sei unhaltbar, dass Forum Vals solche Beiträge akzeptiere. Unter diesen Umständen könne er unmöglich ein Interview geben. Er habe sich die Sache gut überlegt, aber es gehe nicht an, die Gemeindeversammlung auf diese Weise zu attackieren.

Diese Begründung erscheint uns an den Haaren herbeigezogen. Der angesprochene ‘Herr Wolf’ trifft sich deshalb mit dem Gemeindepräsidenten zu einer Aussprache und um ihn für ein Interview zu gewinnen (24.1.2015). Er legt dar, wie die Interviews ablaufen, und dass die jeweiligen Texte von den Interviewten vor der Veröffentlichung genehmigt werden müssen. Zudem sei der Gemeindepräsident selbstverständlich frei, in einem Kommentar – etwa am Anfang oder am Schluss des Interviews –festzuhalten, was ihn an Forum Vals erfreue oder störe. Zensur gebe es bei Forum Vals keine. – Fast, scheint es, sei der Gemeindepräsident damit zu überzeugen, doch 14 Tage später bleibt er bei seiner Weigerung.

Das ist eine ausserordentlich bedauerliche und zugleich politisch eine schwache Haltung. Wir erinnern uns daran, wie Stefan Schmid bei der Amtsübernahme betonte, er sei der Gemeindepräsident aller Valser und Valserinnen. Das hat er vergessen.

In den Kommentaren zu den Gemeindeversammlungen – sie geben die persönliche Meinung des Autors wieder – wird wiederholt bemängelt, dass es im heutigen Gemeinderat keine einzige eigenständige Vorstellung darüber gebe, was aus Vals werden soll. Wenn dieses Urteil falsch ist: Der Gemeindepräsident hätte es korrigieren können. Das verweigert er. So scheint es klar: In Vals ist die Politik aktuell von Akteuren gesteuert, die in erster Linie ihre eigenen Interessen wahren und verfolgen. Der Gemeinderat ist dabei kein aktiver Gesprächspartner und Gestalter. Die Kommentare stechen dem Gemeindepräsidenten in die Nase. Er könnte die Sichtweisen widerlegen. Er tut es nicht.

Wir sind der Ansicht, dass es zum Amt gehöre und Pflicht eines Gemeindepräsidenten sei, sich mit aktiven Gruppen und Personen seiner Gemeinde, auch – oder besonders – wenn sie eine andere politische Haltung einnehmen, auszutauschen und sich mit ihren Meinungen auseinanderzusetzen, letztlich zum Wohl der Gemeinde. In Vals scheint dies nicht der Fall zu sein.

[1] „In den letzten zwei Jahren haben wir mit verschiedenen Gemeindepräsidenten sowie mit kulturell engagierten Personen unserer Nachbargemeinden gesprochen. Diese Interviews geben uns ein eindrückliches Bild über das Leben und die aktuellen Herausforderungen unserer Nachbargemeinden wider. Als Präsident der Gemeinde Vals würden wir nun gerne mit Dir über aktuelle Themen, die die Gemeinde Vals berühren, über die Bedeutung des Alpenraumes, aber auch über das Verhältnis zu unseren Nachbargemeinden sprechen.“

Ursula Berni, Jean-Pierre Wolf – Vals, Februar 2015

Das hier Veröffentlichte entspricht der Meinung des Autors und deckt sich nicht notwendigerweise mit der Meinung des Vorstands und Vereins.